232W103001 Die nationalsozialistische Machtergreifung: Zwang oder Konsens?
Status | ![]() |
Beginn | Do., 05.10.2023, 19:30 - 21:00 Uhr |
Kursgebühr | Eintritt frei |
Dauer | 1x |
Kursleitung |
Stephan Stracke
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Seit der Jahrhundertwende gibt es eine deutliche Tendenz unter Historiker, das sogenannte Dritte Reich als eine 'Konsensdiktatur' darzustellen. Der kanadische Historiker Robert Gellately argumentiert z. B., dass die sogenannte nationalsozialistische Machtergreifung in Realität keine war; Gewalt wurde nur gegen kleine, sozial marginale Minderheiten angewendet, und ab Mitte 1933 wurde das System der Konzentrationslager rapide abgebaut, so dass zwei Jahre später sich weniger als 4 000 Gefangene dort befanden, ein Zeichen dafür, dass die Nationalsozialisten die Bevölkerung überhaupt nicht mehr einzuschüchtern brauchten. Die Gestapo, so Gellately und Götz Aly, war eine sehr kleine Organisation: sie war kein allesüberwachender Terrorapparat, sondern verarbeitete von einfachen Bürgern eingesandte Denunziationen. Die deutsche Gesellschaft sei deshalb eine „selbstüberwachende Gesellschaft“ gewesen, und es war kein Wunder, dass, Mitte der 1990er Jahr Eric Johnsons und Karl Heinz Reubands Befragung von älteren Deutschen, die das 'Dritte Reich' miterlebt hatten, ergab, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten im Rückblick meint, nie gefürchtet zu haben, dass sie von der Gestapo verhaftet, oder in ein Konzentrationslager geschleppt werden würden. Auf der anderen Seite, wird auch behauptet, das Bild einer totalen Integration der Arbeiterschaft in die rassisch bedingte nationalsozialistische Volksgemeinschaft ebenso einseitig sei; die Begriffe einer „sich-selbst überwachende Gesellschaft“ oder einer „Zustimmungsdiktatur“ unterschätzen sehr stark die terroristischen Elemente der nationalsozialistischen Herrschaft. In diesem Vortrag unternimmt Richard J. Evans eine kritische Auseinandersetzung mit beiden Seiten der Kontroverse, und versucht, zu einem abgewogenen Ergebnis zu kommen.
Richard J. Evans wurde 1947 geboren und ist in London aufgewachsen. Studium an der Univertiät Oxford, Lehrtätigkeit in London und Cambridge. Seit 2014 ist er emeritierter Professor an der Universität Cambridge. Zahlreiche seiner Bücher sind auf Deutsch erschienen, u. a. : Das Dritte Reich (3 Bde, Deutsche Taschenbuch Verlag, 2005-2010), Das europäische Jahrhundert (DTV 2016) und Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien (DVA, 2020).
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Verein zur Erforschung der sozialen Bewegung, Arbeit und Leben Bergisch Land und der Buchhandlung Mackensen.
Kursort
VHS Auer Schulstraße; A011 Forum
ist barrierefrei
Adresse:
Auer Schulstr. 20
42103 Wuppertal
Datum | Uhrzeit | Ort |
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Datum:
05.10.2023
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Uhrzeit:
19:30 - 21:00 Uhr
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Wo:
Auer Schulstr. 20,
VHS Auer Schulstraße; Raum A011 Forum; W-Elberfeld
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